Rosemarie Schmitt, Buchfink
Unter dem großen Himmel» von Ute Bales
25.01.13
Der Klappentext: Es war, als ob das Maar auf ihn warte. Er stand am verschilften Ufer, sah auf die kaum wahrnehmbaren Wirbel an der Wasseroberfläche, deren auf der Stelle kreisende Trichter nicht das Blau des Himmels, sondern ein entferntes Violett widerspiegelten, das aus dem Inneren des Sees zu kommen schien. Der Wind erzeugte feine Wellen, die nach Westen liefen, als flösse das Wasser in diese Richtung. Ein finsteres Gebilde aus Ästen drehte sich in einem der Strudel, tauchte auf und wieder ab. Weit draußen beugten sich Wäscherinnen über den Rand eines Kahns, zogen Laken durch das Wasser. Lachend hoben sie die Stücke heraus, wrangen sie zu Würsten, die sie in einen Korb warfen...
Als sich der Maler Pitt Kreuzberg 1913 in der Eifel niederlässt, findet er keine Idylle. Die Gegend ist rückständig und arm, die Bewohner sind unzugänglich und fremd. Aber er entdeckt eine Urlandschaft, die das Wesen der Welt offenbart: Feuer, Wasser, Luft und Erde.
Meine Gedanken zum Buch: Bevor ich Ute Bales‘ Roman «Unter dem großen Himmel» las, kannte ich den Künstler Pitt Kreuzberg nicht. Ich verließ mich darauf, dass er ein sehr interessanter Mensch mit einem außergewöhnlichen, wahrscheinlich schwierigen Charakter sein würde, denn solche besonderen Persönlichkeiten, solche Außenseiter, haben es der Schriftstellerin angetan. Wenn ich also etwas über das tatsächliche Leben dieses Künstlers wissen möchte, dann würde Ute Bales es mir auf kluge, unterhaltsame, kompetente und fesselnde Weise erzählen. So wie sie mir die Geschichte der Hausiererin Traud und die des Eifel-Dichters Peter Zirbes erzählte.
Ute Bales studierte in Freiburg, wo sie seit mehr als zwanzig Jahren lebt, Politikwissenschaft und Germanistik. Geboren ist sie in der Eifel. Auch ich bin ein «Eifelkind», ich weiss wie die Eifel riecht, wie sie schmeckt, wie sie sich anfühlt, aussieht und anhört, doch niemals wäre ich in der Lage dies so ausdrucksstark, lebendig, bildhaft und treffend zu beschreiben wie Ute Bales. Wenn Sie noch niemals in der Eifel gewesen sind, und irgendwo in dieser Welt, vielleicht am anderen Ende der Eifel leben, lesen Sie, und Sie werden diese Landschaft erleben, beinahe, als seien Sie vor Ort. Doch niemals sind die Beschreibungen der Autorin verklärt oder verkitscht, im Gegenteil.
Bales beschreibt das Leben von Pitt Kreuzberg, und dieses fand auch zu Zeiten statt, über die zu sprechen und zu schreiben, kein einfaches Unterfangen ist. Was mich sehr beeindruckt, ist, wie genau Ute Bales recherchiert und dieses Material reflektiert. Auch das macht für mich diesen Roman so lesenswert. «Unter dem großen Himmel» ist das Ergebnis sorgfältiger Recherche, gepaart mit Fantasie, Einfühlungsvermögen und Vorstellungskraft (schließlich handelt es sich um einen Roman, nicht um ein Sach- oder Geschichtsbuch), eingebettet in eine gepflegte und geschliffene Ausdrucksweise.
Wenn ich fühle, die Autorin hat bewußt dieses oder jenes erwähnt, oder eben nicht, dann empfinde ich großen Respekt und nehme die Seele einer Schriftstellerin wahr, die in dem Geschriebenen mitschwingt, die auch immer ihre eigene Sichtweise hat, und die, so könnte man glauben, gar eine Weile mit der Romanfigur lebte. Unter dem großen Himmel von Ute Bales eben, oder «Unter dem großen Himmel» von Ute Bales – ich liebe beides!
Unter dem großen Himmel
»Pitt Kreuzberg - Geschichte eines Unbeirrbaren
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Gebundene Ausgabe: 519 Seiten
Verlag: Rhein-Mosel-Verlag
ISBN-13: 978-3898010573
EUR 22,80
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