Caritasverband, 8. Dezember 2012
Zur Lesung in der Bücherstube Mayen
Zum Internationalen Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ hatte der „Arbeitskreis Mayener Forum gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ am letzten Sonntag im November in die Mayener Bücherstube geladen. In einer Matinee stellte die Eifeler Buchautorin Ute Bales ihren Roman „Kamillenblumen“ vor.
Rechtsanwältin Marina Stieldorf vom Arbeitskreis gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen – Region Mayen, Maifeld, Mendig Vordereifel sprach bei ihrer Begrüßung über die Aufgaben des im Jahr 2006 gegründeten Mayener Forums. 22 Mitglieder – darunter auch Caritas, JHZ Bernardshof, Kreisverwaltung, Polizei – kümmern sich um die Optimierung des Hilfesystems für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder in Mayen und Umgebung.
Beate Härig von der Mayener Bücherstube wies auf die historischen Umstände des Romans „Kamillenblumen“ hin, als die Eifel noch das Armenhaus Deutschlands war. Bei der Lesung war einiges über das Leben in Mayen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu erfahren, denn die Politologin und Germanistin Ute Bales schrieb ihren Roman authentisch, möglichst nah an den historischen Fakten. Auch die Protagonistin „Traud“ hat es wirklich gegeben. Ihre Mutter, die den Hof nach dem Tod des Vaters und ihres Mannes verloren hatte, verdiente den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter mit dem Verkauf von Kamillenblüten. Schließlich starb auch die Mutter und Traud ging alleine von Hof zu Hof, bot ihre Dienste als Magd an und verkaufte ebenfalls Kamillenblumen. Ute Bales: „Es ist die Biographie einer Frau, deren Leben nicht gewaltfrei verlief, die 60 Jahre durch die Eifel zog und für die Soldaten des I. und II. Weltkriegs wie Freiwild war.“ Sehr anschaulich beschreibt der Roman das Leben einer Frau, die durch alle sozialen Netze gefallen war und die sich dem erniedrigenden Hohn von Erwachsenen und Kindern ausgesetzt sah. Auch bei ihrem Schwager Peter fand sie keine Gnade: „Zum Bettelpack gehört ihr. Zu verschenken hann mir nix.“ „Bettelmenschen“, die bei der Feldarbeit halfen, mussten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ställen und Scheunen schlafen. Nur zum Essen wurden sie von den Bauern an den Tisch gelassen.
Ute Bales lässt die Kriegs- und Nachkriegszeit wieder lebendig werden. Es ist auch die Eifeler Sprache, die all jene Ereignisse und die Hoffnungslosigkeit eines Lebens, das in der Anstalt von Andernach traurig endet, möglichst authentisch rüberkommen lässt.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer dankten der Autorin für diese einzigartige Lesung, die auch Denkanstöße gab, über die Schicksale von Frauen damals und heute nachzudenken.
Michael Lohr, der die Matinee mit Swing und Jazz umrahmte, setzte mit seinem mundartlichen Stück, „dem Mädchen von Niedermennisch“, einen heiteren Abschluss.
Einer gelungene Veranstaltung des Mayener Forums, die dank der finanziellen Unterstützung des Landkreises Mayen-Koblenz und des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung stattfinden konnten.