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Ute Bales

Autorin im Rhein-Mosel-Verlag

Pirmasenser Zeitung, Kultur Donnerstag, 10.06.2016 - Eine begnadete Vorleserin

Ute Bales stellte ihr Buch im Café Kunst-Genuss vor


Auf der Couch: Ute Bales las im Café Kunst-Genuss aus ihrem Buch über das kurze Leben der Kölner Künstlerin Angelika Hoerle.
Das Café Kunst-Genuss in der Pirmasenser Fußgängerzone hat für dieses Jahr einige Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Art geplant, dabei auch Lesungen von Autoren. Zum Auftakt der Reihe war Ute Bales zu Gast, die aus ihrem Buch „Die Welt zerschlagen“ las.
Die Veranstalter hatten die „Lese-Couch“ an die Längsseite des Cafés gerückt, auch die übliche Anordnung, Lesetisch mit Lampe und Wasserglas, sah man so nicht an diesem Abend, was zu einer sehr lockeren Atmosphäre führte.
Es ist kein Naturgesetz, dass ein guter Autor, eine gute Autorin, auch begnadet liest. Ist das so, dann muss man von einer Doppelbegabung sprechen, wie bei Ute Bales. Sie sprach perfekt, sehr verständlich und brachte ihre Protagonisten im Buch zum Leben. In „Die Welt zerschlagen“ zeichnet sie in Romanform den kurzen Lebensweg der Kölner Künstlerin Angelika Hoerle nach, die eine Zeit dem Dadaismus Kölner Ausprägung nahestand.
Es war ein kurzes und oft leidvolles Leben, die Künstlerin, die mit 19 Jahren den Maler Heinrich Hoerle heiratete, starb, von diesem verlassen, 1922 mit 23 Jahren an Tuberkulose. Mit ihren subtilen Zeichnungen und Portraits fand sie Aufmerksamkeit und mit ihren Stillleben und Druckgrafiken hatte sie auch einen gewissen Erfolg. Doch meist lebte das Künstlerehepaar ein sehr entbehrungsreiches Leben.
Bales las zunächst die Eingangssequenz des Buches, die das Ende der Künstlerin beschreibt. Ihr Bruder Willy, auch er Maler und zeitlebens die Stütze seiner Schwester, führt die Todkranke durch Köln, durch die bekannten Gassen und Straßen. Es ist ein poetisches, ergreifendes Kapitel.
Die Autorin ließ dann Seiten folgen, die das Aufwachsen der Künstlerin beschreiben. Der Vater, ein Möbeltischler, wie die Mutter musisch und politisch interessiert, will nach der Heirat mit Hoerle von seiner Tochter nichts mehr wissen. Sie bildet sich, autodidaktisch meist, künstlerisch weiter und verkehrt mit ihrem Mann um 1919 in den Kreisen der Kölner Dadaisten um Hans Arp und Max Ernst.
Am 9. September 1922 starb Angelika Hoerle in einem Kölner Krankenhaus, nur ihr Bruder Willy war bei ihr. Er war es auch, der 35 Arbeiten seiner Schwester vor den Nationalsozialisten versteckte. Erst 1967 wurden sie von ihrer Großnichte, der kanadischen Künstlerin Angie Littlefield, wiederentdeckt.
Es war eine sehr angenehme Lesung, rund 20 Interessierte hörten der Freiburger Autorin zu. Am 21. Juli wird der Kaiserslauterer Krimiautor Bernd Franzinger zu einer Lesung ins Café Kunst-Genuss kommen. (mfu)